In Wander­stiefeln zur Vernissage

Auf den Spuren alpiner Kunstorte

Kunst ist überall – und öfter, als man denkt, auch dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Die Journa­listin Ute Watzl begibt sich in ihrem Buch „Berge von Kunst. 20 überra­schende Orte inter­na­tio­naler Kunst in den Alpen“, erschienen Januar 2022 im Schweizer AS Verlag, auf Spuren­suche nach beson­deren Kunst­er­leb­nissen in den Alpen.

Ordneten Kunst­kon­su­menten das zeitge­nös­sische Schaffen bis dato eher einem urban-kosmo­po­li­ti­schen Raum zu, so dürften Ute Watzls aufge­spürte avant­gar­dis­tische Highlights hinter Bergen, Wiesen und Tälern für so manche Überra­schung sorgen. In gewollter Diskrepanz treffen hier alpine Tradition, natür­liches Landidyll und urbane Kultur aufein­ander – und hinter­lassen dabei nicht nur bleibenden Eindruck, sondern auch das abenteu­er­liche Gefühl, wahre Kultur­schätze entdeckt zu haben. Mit dem Buch verbindet die Mittvier­zi­gerin nun, was sie seit jeher inter­es­siert: junge Kunst, Kultur und alpine Lebensart.

Ute Watzl verbindet in ihrem neuesten Buch ihre beiden Leiden­schaften: Bergsport und Kunst

„Als ehemalige Redak­teurin eines Kunst­ma­gazins, Kunst­lieb­ha­berin und gleich­zeitig begeis­terte Bergsport­lerin fühlte es sich wunderbar an, diese zwei scheinbar gegen­sätz­lichen Leiden­schaften mitein­ander in Einklang zu bringen. Das Wow, das ich in den Bergen erlebe, verspüre ich auch in städti­schen Kunst­ga­lerien. Umso größer der Rausch, als ich dann bei meinen regel­mä­ßigen Touren in den Alpen plötzlich beides vorfinden konnte.“

Tatsächlich sind überdi­men­sionale Kunst­in­stal­la­tionen oder experi­men­telle Ausstel­lungs­formate im ländlichen Alpenraum gar keine so große Seltenheit, wie auch Ute Watzls Buch beweist. Dennoch wissen Akteure und Kunst­in­ter­es­sierte aus den verschie­denen Regionen oftmals nicht einmal von ihrer gegen­sei­tigen Existenz.

„Häufig ähneln sich die Ambitionen der Menschen, die hinter solchen Kunst­pro­jekten stecken. Sie verfolgen bspw. ähnliche Projekte oder haben dabei vor allem die Regio­nal­ent­wicklung im Sinn. Das Problem der Abwan­derung ist nach wie vor ein großes Thema am Land und der Tourismus muss sich hier etwas einfallen lassen, um auch kultur­be­geis­terte Besucher­gruppen aus den Städten zu locken. Mit meinem Buch unter­stütze ich dabei vielleicht ein bisschen.“

Dabei gilt es nicht nur, offen für neue Ideen zu sein, sondern auch in Kontakt mit der lokalen Bevöl­kerung zu bleiben.

„Natürlich sorgt Gegen­warts­kunst auch immer für Kontro­versen, insbe­sondere in tradi­tio­nellen und ländlich geprägten Verhält­nissen. Dort spielen dann auch ganz andere Aspekte eine Rolle, zum Beispiel äußere Einflüsse wie Witte­rungs­ver­hält­nisse oder dass die Materialien der Freiluft­ex­ponate umwelt­freundlich sind. Deshalb ist es so wichtig, die Menschen hier einzu­be­ziehen. Aber auch das gesamte Auftreten ist ein anderes als in einer städti­schen Galerie. Hier ist es völlig ok, Pumps und Sneaker zu Hause zu lassen und mit Wander­stiefeln in die Ausstel­lungs­räume zu gehen.“ (lacht)

Kunst aufzu­nehmen, sie im Zusam­men­spiel mit der Natur oder in überra­schender Archi­tektur mitten im Grünen zu betrachten, wie Schatz­su­chende zu erwandern und dabei mehr oder minder schwitzend das Gipfel­glück mitsamt seiner beloh­nenden Bergpan­oramen zu erklimmen, all das präsen­tiert Ute Watzl nun in ihrem Buch „Berge von Kunst“. Eine gänzlich neue Seite der Hochkultur. Im wahrsten Sinne.

Interview und Text: Nadine Zwingel

Copyrights
Titelbild Slider: Mathias Kunfermann, courtesy die Künstlerin/ArtSafiental
Bild 2: Ute Watzl
Bild 3: Art Safiental©Micha Bietenhader
Bild 4: Olafur Eliasson©UteWatzl
Bild 5: ArtSafiental©courtesy Atelier für Sonderaufgaben

Dies ist ein Artikel aus PLANET P. – unserem hausei­genen Print-Magazin für alle, die inspi­rie­rende Geschichten über Menschen lieben, die ihren Traum leben und dabei die Normal­route verlassen.

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