Das Expeditionstagebuch:
5. Mai bis 11. Mai 2021
800 KM, 45 Tage, 1 Mission: Unsere NORMALROUTENVERLASSER Franzi, Hanna und Ruppert durchqueren Grönland auf ihrer „Mission Eis-Check 1912“ – die Wiederholung der Grönland-Expedition des Polarforschers Alfred de Quervain von 1912, um dessen Messungen der Eisdicke zu wiederholen.
Als Sponsor unterstützen und begleiten wir ihre Expedition und geben Euch ihre Eindrücke in unserem Expeditionstagebuch wieder.

5. Mai 2021: Start ins Abenteuer
Gestern ging’s mittags mit dem Helicopter über den Johan Petersen Fjord. Bei blauem Himmel und schönstem Sonnenschein zeigte sich Grönland wieder einmal von seiner schönsten Seite: Packeis, Eisberge, Gletscher und Berge so weit das Auge reicht. Über die vielen Sastrugis (= stromlinienförmige Erhebungen oder Rillen im Schnee) ging’s gestern immer bergauf – im T‑Shirt dank der Sonne.
Es war ein aufregender erster Tag, an dem sich alles noch ein bisschen einspielen musste. Es gibt hin und wieder unterschiedliche Meinungen, z.B. haben jetzt doch den Eisbärzaun dabei. Aber wir hoffen, dass wir ihn nie hören müssen! Nach 2 Stunden mussten wir das Multitool auspacken, weil sich das Gestänge verbogen hat. Aber wir konnten es wieder reparieren und die Schlitten wieder neu beladen. Umso besser schmeckte uns dann das Essen nachdem wir ins Zelt gekrochen sind und es uns gemütlich gemacht haben.
6. Mai 2021: Sastrugis überm Wolkenmeer
Auch am 2. Tag geht es über viele Sastrugis, die ca. einen Meter hoch sind und über die wir uns wie über Wellen rauf und runter bewegen. Wir müssen uns oft mit vollem Gewicht ins Geschirr lehnen, um über die Hügel drüber zu kommen. Die Schlitten quietschen. Wir mussten lernen, sie sie so zu packen, dass das Gewicht gut verteilt ist, alles gut sitzt und nicht wackelt, sonst fallen die Schlitten leicht um. Es geht stetig bergauf und von hier aus sehen wir die Bergspitzen aus der Wolkendecke über dem Meer herausragen.
Wir gehen momentan alles ohne Ski. Der Schnee ist hart, schmilzt tagsüber und friert nachts wegen des starken Fallwinds vom Inlandeis her (Piteraq). Die Pausen können wir ohne Anziehen und Festmachen genießen, weil die Sonne scheint und der Wind untertags nachlässt. Langsam ist die Weite des Inlandeises zu erahnen …
7. Mai 2021: Sonnenbank
Wir haben 16 km geschafft. Bis heute Mittag war es windig und bewölkt, aber die Sastrugis werden flacher und ab heute Vormittag waren wir auf den Cross Country Skiern unterwegs.
Heute haben wir die Schneedichte gemessen und das geht so: Man gräbt ein schwarzes, 1 Meter langes Rohr 1 Meter tief in den Schnee und holt es wieder raus. Dann wird gewogen. Masse durch Volumen. Im Vergleich zum letzten Jahr ein Meter mehr als man denkt.


Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Oliven und unser Lieblingsessen Curry mit Reis.
Wir bedanken uns bei unseren Freunden von Iceploration für die Wettervorhersagen, die wissenschaftliche Betreuung, den Schatzmeister, die mentale Unterstützung, das Kartenmaterial, unser Kommunikationsmittel inreach, die Ausrüstung uvm. – ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen!
8. Mai 2021: Blick auf den Helheim-Gletscher
Heute ging’s windig und kalt los, der Schnee war in der Früh recht stumpf. In Wellen geht es immer höher. Seit Beginn sehen wir rechts hinter uns die Schweizerland Alpen Ostgrönlands.
So langsam kommen wir Richtung Helheimgletscher, dessen Größe wir nur erahnen können. Von der Ferne aus sehen wir Nunataks und Spalten.
Wir sind große Fans unserer bedding bags, wo Isomatte und Schlafsack drin liegen. Auf- und Abbau geht damit sehr schnell und sie eigenen sich super als Bank oben auf dem Schlitten. Außerdem kann man alles reinstopfen :-)
Uns geht’s soweit ganz gut, nur die Hanna hat sich heute mehrmals übergeben. Wir hoffen, dass sie gut schlafen kann und es ihr morgen wieder besser geht.
9. Mai 2021: Schneedrift
Obwohl letzte Nacht für die Hanna eher schlecht war, lief der Tag ganz gut. Wir laufen, trinken was, laufen wieder, essen was, usw. Wir hätten nicht gedacht, dass es hier so wellig ist. Vormittags ist es nach wie vor noch windig und der Schnee ist stumpf, dann wird’s windstill und rutschiger. Wir haben heute 16 km geschafft, die letzte Etappe bergauf war nochmal richtig anstrengend. Schwachstellen machen sich bemerkbar (Knie, Rücken, Nacken), aber wir merken auch, dass sich unsere Körper langsam an die Belastung gewöhnen.
Ein Vogel ist an uns vorbeigeflogen – was der hier wohl macht?
Danke an alle, die uns schreiben und motivierende Worte zukommen lassen. Das tut gut!
Heute Nacht sind 50 km/h Windstärke angekündigt. Wir sind im Zelt und es fängt langsam an zu winden, der Schnee wabert über den Boden. Wir sind froh, dass wir eine Schneemauer gebaut haben!
10. Mai 2021: Weiße Horizonte
Unser Orientierungspunkt Schweizerland ist weg. Alles ist weiß. Die Wolken haben uns eingeholt und bis zum Mittag hatten wir Gegenwind. Der Schnee ist nach wie vor stumpf und jede Schneewehe fühlt sich an wie ein riesiger Hügel. Heute ging es sehr zäh und schleppend voran und das schlägt sich auch in unserer Stimmung nieder. Aber abends gab‘s leckeres Mousse au Chocolat :-)
Es sind nur noch 900 Höhenmeter bis zu unserem höchsten Punkt auf 2500 Höhenmeter!
11. Mai 2021: Spielenachmittag
Heute hat es 1 cm Neuschnee und das Schlittenziehen geht leichter. Aber die Steigung und Sastrugis sind leider mit den Skiern nur schwer zu begehen. Vormittags haben die Wolken aufgerissen und das Schweizerland, unser Anhaltspunkt, war doch wieder zu sehen. Der Schnee glitzert.
Die GNSS-Antenne von Allterra, die mit einem Solarpanel betrieben wird, läuft den ganzen Tag und misst die genaue Position im Vergleich zu den vorherigen Überquerungen.
Heute ist Franzi vorangegangen und hat navigiert. Es ist schön, dass wir uns abwechseln können. Der Vordere hat eine Halterung für das GPS-Gerät, wo die Tracks der Expedition von 2015 drauf sind. Damit wir die Daten vergleichen können, müssen wir auf der Linie bleiben.
Die Stimmung ist super, morgen können wir, wenn wir Glück haben, zwischen 10 und 13 Uhr kiten, weil der Wind dreht. Beim Laufen spielen wir oft ein Spiel: der erste malt ein Bild, der zweite malt etwas dazu und der dritte muss dann erraten, was es ist. Dann noch zwei weitere Bilder und in der Pause wird eine Geschichte zu den Bildern erzählt. Untertags reden wir nicht viel, jeder läuft vor sich hin, aber wenn wir eine Pause machen, dann wird geratscht. Wir schauen uns nicht mehr so oft um, ob ein Eisbär da ist und bauen auch keinen Eisbärzaun mehr auf.
Mehr über Heim Expeditionen gibt’s auf der Website von Franzi und Ruppert unter heimexpeditionen.de
Unterstützt wird die Expedition von iceploration e.V.
Copyright Fotos: iceploration, Expedition Spurensuche 2020
Wer wissen will, wie wir aus solchen und ähnlichen Abenteuern in nur drei Schritten spannende B2B-Kampagnen machen: Auf in unser Basecamp.